Nordstern für Zirkularität

Nordstern für Zirkularität

Authorin:
Contentway GmbH

Datum:
26/09/2023

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Produktkreisläufe schließen und Mehrwert für Umwelt, Kunden und Unternehmen schaffen. Ein Best Practice aus der Automobilindustrie.

In einer funktionierenden Zirkulärwirtschaft sieht man idealerweise nicht nur den Kunden, sondern auch die Produkte wieder, um diese – entgegen dem linearen Wirtschaftsmodel – zu reparieren, aufzuarbeiten, einem alternativen Verwendungsfall zuzuführen oder dessen Wertstoffe für eine Neuproduktion zurückzugewinnen. Gerade in der Automobilindustrie, in der aus werthaltigen Rohstoffen komplexe und hochwertige Komponenten entstehen, ist die Rückführung, Weiter- und Wiederverwendung ein starker Hebel, um den gestiegenen Preisen für Rohstoffe, Energie und CO2 Zertifikaten auf nachhaltige Weise entgegenzuwirken.

„Bei der Verlängerung der Nutzungsdauer von Produkten durch Reparatur-, Wartungs- und Rücknahmelösungen spielt der Automotive Aftersales Bereich eine Schlüsselrolle“, sagt Hanno Großeschmidt, Geschäftsführer der Encory GmbH. „Das schafft Vertrauen, Loyalität und stärkt die Markenbindung“, ergänzt Lars Bertram, Director Sales & Marketing im Interview.

Die Encory GmbH hat sich als Circular Economy Spezialist auf die Automobilindustrie fokussiert und entwickelt und betreibt für seine Kunden End-to-End Kreislauflösungen. Dabei unterstützt Encory von der Strategie über die Produktebene bis hin zur Umsetzung einer funktionierenden Logistikkette sowohl beratend als auch operativ. Gegründet als Joint Venture zwischen dem Umweltdienstleister Interzero und Automobilhersteller BMW hat sich das Unternehmen durch ein hohes Maß an Prozess- und System-Know-how zu einer festen Größe in der Branche etabliert.

Herr Großeschmidt, Herr Bertram, welche Potenziale bietet die Zirkulärwirtschaft für den Aftersales-Bereich?
Hanno Großeschmidt: Viele der Nachhaltigkeitsentscheidungen, nicht nur in der Automobilindustrie, sind derzeit noch eher von Regulatorik getrieben und gelten als Kostenfaktor. Aber wir sehen bei unseren Kunden einen Perspektivwechsel: hin zu Circularity als Werttreiber, Differenziator und funktionierendes Geschäftsmodell. Bieten Hersteller ihren Kunden mit älteren Fahrzeugen nur Neuteile an, besteht das Risiko, dass diese abzuwandern, um am freien Ersatzteilmarkt fündig zu werden. Um dem vorzubeugen, entwickeln wir maßgeschneiderte Afterales-Strategien und bringen diese in die Umsetzung.

Was braucht es für den Aufbau und die Strukturierung eines zirkulären Aftersales-Produkt-Portfolios?
Lars Bertram: Der erste Schritt ist der Wille, Circularity als Element des weiteren Unternehmenserfolges zu verankern. Diese Entscheidung findet oft auf der Strategieebene statt und wir unterstützen hier z. B. durch unsere Circular Economy Roadmap, welche als Kompass für das weitere Vorgehen dient und die Themenfelder identifiziert, die das größte Circularity-Potenzial haben. Im zweiten Schritt bewerten wir Produkte ökonomisch und ökologisch in Bezug auf ihre Reparatur bzw. Aufarbeitungsfähigkeit und betrachten die daraus resultierenden Marktpotenziale. Als letzten Schritt etablieren wir für unsere Kunden eine sogenannte Circular Supply Chain, die dafür sorgt, dass zirkulare Produkte auch wieder ihren Weg zurückfinden, um kreislaufendes Wirtschaften überhaupt möglich zu machen.

Welche Art von Produkten eignet sich für Zirkularität in der Automobilindustrie?
Lars Bertram: Der Turbolader ist ein Klassiker für die Wiederaufbereitung und wir sehen durch die zunehmende Elektrifizierung und den steigenden Softwareanteil ein zunehmendes Interesse auch elektronische Bauteile wie Steuergeräte, elektrische Komponenten und Batterien aus E-Fahrzeugen zurückzuführen, zu reparieren oder wiederaufzubereiten. Hinzu kommt, dass gerade Hochvoltspeicher und Zukunftstechnologien wie die Brennstoffzelle vermehrt unter dem zirkulären Ansatz betrachtet werden und wir
sehen hier ein enormes Potenzial. Durch
unsere Erfahrung im Repurposing von Hochvoltspeichern sehen wir uns für die zukünftigen Herausforderungen als sehr gut aufgestellt.

Hanno Großeschmidt: Die Produktlebensverlängerung steht für uns im Fokus und bietet aus unserer Erfahrung die größten ökonomischen und ökologischen Potenziale. Erst wenn alle R-Strategien (z. B. Reuse, Repair, Remanufacture, Repurpose) zur Verlängerung des Produktlebenszyklus ausgeschöpft sind, denken wir an das Thema Recycling, welches natürlich auch eine R-Strategie ist. Aber man muss auch so ehrlich sein, dass nicht alle Neuprodukte an die primäre Zielgruppe verkauft werden können und viele Produkte mit leichten Gebrauchsspuren vernichtet werden. Auch hierfür bieten wir eine Lösung, indem wir Obsoletwarenbestände aufkaufen und über unser weltweites Partnernetzwerk vertreiben. Damit schaffen wir eine Win-Win-Situation: Die Produkte werden nicht verschrottet, sondern einer Weiterverwendung zugeführt, ohne die primären Märkte unserer Kunden zu stören.

Lars Bertram: Das ist ein wichtiger Punkt, der unser gesamtheitliches Wirkungsspektrum gut darstellt. Unser Leistungsportfolio reicht von der strategischen Beratung über die Produktebene bis hin zur operativen logistischen Umsetzung inklusive der Produkt- und Wertstoffsortierung im eigenen Logistikcenter und dem Handel mit Obsoletteilen. Wir bieten damit eine Full-Service-Dienstleistung, die in seiner Breite an Vielfalt so kaum ein zweites Mal am Markt zu finden ist.

Jede Strategie, die Sie entwickeln, können Sie also auch aufbauen und betreiben?
Lars Bertram: Genau. Wir verfügen neben der Beratungsexpertise auch über die prozessuale, operative und logistische Umsetzungskompetenz, die es uns ermöglicht, Circular Economy nicht nur als Idee zu beschreiben, sondern faktisch umzusetzen und zu skalieren. Wir bieten somit einen Full-Service an, der neben der Erfahrung und Expertise auch die notwendige Infrastruktur und die technologischen Lösungen mitbringt. Dabei können wir entweder Greenfield Lösungen aufbauen, zusätzliche Produkte weiterer Kunden auf unserer bestehenden Infrastruktur mitlaufen lassen oder operative Lösungen bei Kunden vor Ort implementieren, um über ein professionalisiertes Retourenmanagement zirkuläres Wirtschaften zu ermöglichen.

Rückgabeverfahren sind oftmals zeitaufwendig und binden Ressourcen und Betriebsmittel.
Hanno Großeschmidt: Das Thema rückwärtige Logistik ist i. d. R. ein ungeliebtes Kind. Logistiker können zwar Teile von A nach B fahren, aber oftmals mangelt es an wertschöpfenden Prozessschritten und leistungsstarken, einfach anpassbaren und skalierbaren Prozessen und Werkzeugen. Dazu gehört u. a. die Identifikation und Beschaffung von relevanten Teilen, die Bereitstellung einer intuitiven und schlanken Rückgabeplattform für Werkstätten und Händler, eine digitalisierte Warenvereinnahmung inklusive dokumentierter Produktbefundung, Sortage und Einlagerung sowie die aktive Steuerung eines Aufarbeitungsprogramms. Gerade die IT-spezifischen Anforderungen stehen heute bei CIO’s nicht zwangsläufig ganz oben auf der Prioritätenliste und finden damit kaum Umsetzung. Transparenz, Standardisierung und Leistungsanalyse sind somit nur schwer erreichbar, aber notwendig, um den Erfolg der Circular Economy Maßnahmen zu messen.

Daher sind digitale Prozesse immens wichtig. Bei Encory wird jeder Prozess von intelligenten digitalen Lösungen begleitet.
Lars Bertram: So ist es. Wir verfügen über eigene skalierbare und modulare IT-Lösungen, um die rückwärtige Logistikkette transparent und effizient messbar zu machen. Unsere Lösungen lassen sich problemlos in vorhandene Kundenarchitekturen integrieren und ermöglichen durch ein kontinuierliches Tracking und kundenspezifisches Reporting eine transparente Steuerung aller Prozesse und beteiligten Prozesspartner. So können wir Ineffizienzen frühzeitig erkennen und vermeiden, Prozesse effizienter steuern und in der Folge Kosten reduzieren und die Kundenzufriedenheit steigern.

Hanno Großeschmidt: Erst datentransparente Informationen in Echtzeit ermöglichen strategische Entscheidungen und machen Circular Economy somit messbar und wirtschaftlich betreibbar.

Über welche Mengen sprechen wir bei Encory?
Hanno Großeschmidt: Jährlich werden in den Logistikzentren unseres globalen Netzwerks in Europa, China und den USA mehr als eine Million Teile verarbeitet – und das nur für einen unserer Großkunden. Damit können wir eine hochqualitative und skalierbare Rückwärtslogistik sicherstellen. Auf diese Infrastruktur können wir neben bestehenden Kunden ohne Probleme weitere onboarden, ohne dazu weiteres Personal oder Flächen aufstellen zu müssen.

Lars Bertram: Grundsätzlich sind wir flexibel in unserem Leistungsangebot und bieten hierzu kleine, mittlere oder große Servicepakete an und können dabei Themen wie Teilebeschaffung, Händleranbindung, Verzollung, Logistik, Sortage, Lagerung, Lieferantenqualifizierung, In- und Outboundtransporte, Drittmarktanbindungen, Altteile-Management, Teileinspektionen sowie Unterstützung bei Gefahrenguttransporten singulär oder voll integrativ anbieten. Für uns steht der Kundennutzen im Vordergrund und diesen bewerten wir in der Regel in einem ersten Gespräch.

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Circular Economy zum Ziel: Encory revolutioniert gemeinsam mit Partnern den Aftersales Bereich in der Automobilbranche

Circular Economy zum Ziel: Encory revolutioniert gemeinsam mit Partnern den Aftersales Bereich in der Automobilbranche

Authorin:
Kerstin Beste-Stüker

Datum:
06/02/2023

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Circular Economy neu denken durch eine europaweite Logistikplattform für die Rückführung und Wiederaufbereitung von Automobilkomponenten – an dieser Vision arbeitet Encory zusammen mit den Partnern Kühne Logistics University (KLU) und dem Do-Tank Circularity e.V. Das revolutionäre Ziel: Die Steigerung der Nachhaltigkeit bei gleichzeitiger Kostensenkung im Aftersales Bereich durch eine branchenweite Steigerung der Wiederaufbereitung genutzer Automobilkomponenten.

Der Ansatz klingt simpel: Durch Wiederaufbereitung, Recycling und den Aufkauf von Obsoletware wird der ersatzteilintensive Automobilmarkt nachhaltiger gemacht – die verwendeten Teile stehen dank Wiederaufbereitungslogistik qualitativ auf einer Stufe mit neuen Teilen, sind jedoch im Prozess kostengünstiger und sparen wertvolle Ressourcen. Im Rahmen des Projektes Ce:VersA  – Circular Reverse Supply Chains in Automotives – planen die drei Partner eine europäische Allianz zum Aufbau einer solchen Rückwärtslogistik in der Aftersales-Logistik zwischen Automobilherstellern (OEMs), Komponentenherstellern (OESs) und Logistikunternehmen. Die eingesparten Ressourcen in Verbindung mit entstehenden Skaleneffekten und die gemeinsame Nutzung einer Plattform steigern die Effizienz und Nachhaltigkeit einer ganzen Branche. „Unsere Vision ist es, die Circular Economy in der Automobilbranche zu standardisieren. Wenn alle Prozessbeteiligten eine einheitliche Plattform nutzen, kann die kosten- und CO2-effiziente Supply Chain schon bald Realität werden“, erklärt Marko Rehmböck, Geschäftsführer bei Encory.

Verbrennungsmotoren und Elektrofahrzeuge im Blick
Aktuell steht insbesondere der Aspekt der Wiederaufbereitung von Altteilen konventioneller Verbrennerfahrzeuge als Teil der Rückwärtslogistik im Fokus der Unternehmensaktivitäten. Die bestehende Infrastruktur ermöglicht in diesem Sektor bereits heute Skaleneffekte, die sich kostensenkend und positiv auf die Nachhaltigkeit dieser Sparte auswirken. Auch für den Bereich Elektromobilität arbeiten die Partner an einer Lösung. „Die Rückwärtslogistik im Bereich der Elektromobilität steckt sicher noch in den Kinderschuhen. Aber dank unserer Partnerschaft gelingt es uns schon heute, die Aspekte der Wissenschaft, Wirtschaft und Vernetzung zukunftsgerichtet zu vereinen“, sind sich die drei Projektpartner einig.

Gemeinsamer Workshop als nächster Schritt
Mit der Planung eines Kick-off Workshops auf dem Campus der KLU gehen die Projektpartner den nächsten Schritt in ihrer Vision. Im Frühjahr 2023 werden neben den drei Initiatoren selbst, diverse Unternehmen aus der gesamten automobilen Wertschöpfungskette, aber auch Vertreter aus Wissenschaft und Politik an Workshops teilnehmen, um den Aufbau der geplanten europaweiten Rückwärtslogistikplattform als Circular Economy zu verwirklichen.

Über die Projektpartner
Encory konnte durch die enge Zusammenarbeit mit BMW als deutschem Premiumhersteller auf der einen sowie Interzero als Pionier im Bereich der Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft auf der anderen Seite seit der Gründung im Jahr 2016 Kompetenzen und Praxisexpertise aus erster Hand aufbauen. Branchenspezifisches Know-how sowie die Etablierung effizienter Logistikprozesse bieten eine vielversprechende Basis zum erfolgreichen Ausbau der Unternehmensaktivitäten auf europäischer Ebene. „Unser Ziel ist es, Produkte vorzudenken, d.h. die optimale Weiterverwertung über einen zweiten Lebenszyklus bereits bei ihrer Herstellung zu antizipieren. So kann es gelingen, dass wir wegkommen von unseren linearen Wirtschaftsprozessen und zirkuläre Geschäftsmodelle zu dem neuen Qualitätsmerkmal des Wirtschaftsstandorts Deutschland avancieren. Das Projekt Ce:VersA stellt hier einen Meilenstein dar,“ fasst Hanno Großeschmidt, Geschäftsführer bei Encory seine Ambitionen zusammen.

Die KLU steht der Initiative als renommiertes Forschungsinstitut mit der Fachausrichtung Logistik zur Seite und unterstützt die Aktivitäten auf wissenschaftlicher Ebene durch ihr Center for Sustainable Logisics and Supply Chains (CLCS). Als neutraler Partner stellt die Hochschule ihre Kompetenzen rund um Forschung und Veranstaltungen dar. „Auch wir sind sehr daran interessiert, unseren Wirtschaftsstandort nachhaltiger zu gestalten. Deshalb leisten wir beim Projekt Ce:VersA unseren wissenschaftlichen Beitrag,“ kommentiert Prof. Dr. Johannes Meuer.

Circularity e.V. unterstützt das Vorhaben als Netzwerkpartner und gestaltet die Kreislaufwirtschaft durch die eigene Expertise aktiv mit. Mit der Verknüpfung von Fachkräften aus allen Bereichen bietet der Do-Tank eine fachspezifische Plattform für die Vernetzung politischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Akteure und schafft Reichweiten über die bisherige Nische hinaus: „Wir fördern die Entwicklung und Umsetzung kreislaufwirtschaftlicher Ansätze durch Partnerschaften und gemeinsame Projekte. Dazu gehört auch die Entwicklung von fachlichen Inhalten und Beiträgen zur Entwicklung der Circular Economy in Deutschland,“ ergänzt Dr. Paul Wöbkenberg von Circularity e.V.

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